Wissenswertes zu Venen

Wissenswertes zu Venenerkrankungen

Die Häufigkeit von Venenerkrankungen ist größer als allgemein angenommen, da Krampfadern zunächst als kosmetisches Problem empfunden werden. Statistisch betrachtet leiden in Deutschland etwa 15 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Venenerkrankung. Wir haben es also mit einer Volkskrankheit zu tun, die nicht bagatellisiert werden sollte, denn bei vielen Patienten entwickeln sich aus Krampfadern (Varizen) lebenslange Folgekrankheiten, die auf Grund von Arbeitsunfähigkeit auch zu einem sozialmedizinischen, finanziellen Problem werden können.

Unser Blutkreislauf umfasst 3 Röhrensysteme: Arterien (Schlagadern) sind die Versorgungsleitungen zu den Körperzellen. In ihnen werden Nährstoffe, vor allem Sauerstoff, zum Gewebe gepumpt. Die Kapillaren, kleinste Äderchen, die unser Gewebe wie ein Netz durchziehen, sind für den Austausch von Blut und Gewebeflüssigkeit bis zu den entlegensten Zellen verantwortlich. Schließlich übernehmen die Venen den Abtransport der Stoffwechselprodukte und des verbrauchten, sauerstoffarmen Blutes zurück zum Herzen. Das passiert freilich nicht von selbst. Venen leisten Schwerstarbeit, denn gegen die Erdanziehung müssen sie das Blut von den Beinen 1,50 Meter hoch zum Herzen zurückpumpen. Von dort wird dieses dann in die Lunge befördert und, mit Sauerstoff versorgt, erneut in den Blutkreislauf geschickt. Neben einem geringfügigen Saugeffekt des Herzens und Zwerchfells (beim tiefen Durchatmen entsteht ein Sog, der den Venen beim Bluttransport hilft) sind Venen bei ihrer Herkulesarbeit fast ausschließlich auf die Hilfe von Muskeln und Venenklappen angewiesen. Bei jedem Schritt drücken die Wadenmuskeln auf die Beinvenen. In einem Wechsel von Spannung und Ausdehnung wird das Blut nach oben befördert. Das ist die Muskelpumpe.Wieso aber (wenn der Saugeffekt des Herzens nur gering ist) fließt das Blut nicht einfach wieder zurück? Das verhindern die ”Venenklappen”, kleine, stufenartig angeordnete Manschetten in der inneren Venenwand, die wie ein Rückschlagventil, das sich nur nach oben öffnet, funktionieren. Ist die Muskelpumpe in Funktion, bleibt die Venenklappe geöffnet. So wird das Blut Schritt für Schritt, von Klappe zu Klappe, nach oben gepumpt. Um besondere Belastungen zu bewältigen, kann unser Venensystem als eine Art Reservoir 4/5 unseres Blutes aufnehmen – eine gewaltige Menge.

Für das Auftreten von Venenleiden und Krampfadern gibt es viele Ursachen. Ein Faktor ist unser entwicklungsbedingter Aufstand gegen die Schwerkraft. Im Gegensatz zu den Vierbeinern muss nur der Mensch große Mengen Blut senkrecht zum Herzen leiten. In unseren Breiten leiden schon viele junge Leute unter Venenschwäche. Von wesentlicher Bedeutung hierfür sind die zivilisatorischen Veränderungen unserer Lebensbedingungen. Bewegungsarmut, langes Stehen und unbewegliches Sitzen (ohne dass die ”Muskelpumpe” betätigt wird) sind moderne Risikofaktoren. Persönliche Erbanlagen (z. B. eine angeborene Bindegewebsschwäche) kommen hinzu. Aufgrund der weiblichen Hormone ist das Bindegewebe der Frau von Natur aus lockerer. Deshalb leiden Frauen häufiger als Männer unter Krampfadern. In der Schwangerschaft kommt eine Erschlaffung des Gewebes zur Vorbereitung auf die Geburt hinzu. Ähnliche Veränderungen löst auch die Pille, die dem Körper eine Schwangerschaft vortäuscht, aus. Frauen, die bestimmte Hormone, wie einige Arten der Pille, einnehmen, sind einem wesentlich  höherem Risiko, bzgl. Ursachen und Krankheitsverlauf einer Thrombose, ausgesetzt. Rauchen erhöht das Risiko.

Unsere Venen müssen täglich 5000 Liter verbrauchtes Blut ”bergauf” befördern. Wird der Blutrückstrom gestört, staut sich das Blut in den Beinen zurück bis in die kleinsten Gefäße – der Druck nimmt zu. Es kommt zu einer Überdehnung der Venen, der Blutfluss wird langsamer, teilweise versackt das Blut und übt einen umso stärkeren Druck auf die Venenwände aus. Nach außen werden Krampfadern sichtbar. Erste Warnsignale sind Kribbeln, ”müde” Beine, später Schmerzen und Schwellungen in den Beinen. Die Venen können den Abtransport von Stoffwechselabfall und verbrauchtem Blut nicht mehr erfüllen. Es entsteht eine zunehmende Durchlässigkeit der Gefäßwände, bei der Blutflüssigkeit und Eiweißstoffe in das benachbarte Gewebe austreten. Es entstehen Wasseransammlungen (Ödeme). Die entsprechenden Hautbereiche sind schlecht durchblutet und unterversorgt, die Selbstreinigungskraft der Haut ist gestört.

Venenschwäche bedeutet Blutstau. Am häufigsten und allgemein bekannt sind die Krampfadern (Varizen). Die Bezeichnung könnte zu dem Schluss führen, dass sie Krämpfe im Beinbereich auslösen, was aber nicht der Fall ist. Vielmehr leitet sich der Name vom Mittelhochdeutschen ”krump” (krumm, geschlängelt) ab. Krampfadern können über lange Zeit ein kosmetisches Problem sein. Sie sind aber auch immer ein Hinweis darauf, dass etwas ”nicht stimmt”. Sogar hinter kleineren Veränderungen, wie den sog. Besenreisern, kann sich der Beginn eines chronischen Leidens mit Spätfolgen verbergen.

Spätfolgen sind u. a. Entzündungen (Phlebitis), Blutgerinnsel (Thrombus) und Offenes Bein (Ulcus cruris). Ohne rechtzeitige Schutzmaßnahmen schreitet eine Venenerkrankung langsam aber stetig fort. Deshalb darf man das Problem nicht auf die leichte Schulter nehmen. Vorbeugung und ärztliche Überwachung sind unerlässlich.

Was kann man tun?

Als erstes müssen Venendruck und Druckverhältnisse im Kapillarbereich normalisiert werden. Der Blutrückfluss muss beschleunigt, Stauungen müssen beseitigt werden. Schauen Sie nicht tatenlos zu! Venenleiden sind kein Schicksal. Die Beachtung der Risikofaktoren zeigt auf den hohen Stellenwert von Eigenverantwortung. Hier sind ”Normalgewicht”, ”Hochlagern der Beine” und ”Bewegungstherapie” Stichworte: Spaziergänge, Wandern und Radfahren (beim Schwimmen kommen noch äußere Druckwirkung und Abkühlung als günstige Effekte hinzu) halten die Muskelpumpe auf Trab. Durch langes Stehen und Sitzen hingegen wird sie inaktiviert. Bei Ballspielen, Tennis und Dauerlauf ist wegen der Volumenbelastung der Beinvenen das Tragen von Kompressionsstrümpfen vorteilhaft. Durch den Druck von außen auf das Gewebe können sich z. B. Wasseransamm-lungen nicht mehr so schnell bilden und bereits vorhandene Flüssigkeit im Gewebe in den Kreislauf zurücktransportiert werden. Extreme Hitze, z. B. beim Sonnenbaden, dehnt die Venen aus, kaltes Wasser stärkt ihre Spannkraft.

Bewegung ist das A und O. Regelmäßige Gymnastik ist Balsam für die Muskelpumpe. Folgen Sie unseren Vorschlägen zur Bein- und Venengymnastik.

In der Behandlung von Venenproblemen zählen pflanzliche Extrakte aus Rosskastaniensamen (Aesculus hippocastanum L.) sowie der Arnika (Arnika montana L) zu den am besten erforschten. Die Rosskastanie ist ein seit langer Zeit anerkanntes Heilmittel. Ihr Wirkstoff Aescin fördert einerseits den Rückstrom des venösen Blutes durch eine Straffung der Gefäßmuskulatur. Andererseits wird durch eine Abdichtung der Venenkapillaren der Übertritt von Blutflüssigkeit und Körpereiweiß in das Gewebe gehemmt und so die Entstehung von Wasseransammlungen verhindert. Arnikatinktur wirkt entzündungshemmend und schmerzstillend. Deshalb werden die Wirkstoffe beider Pflanzen seit langem zur Behandlung von Entzündungen von Haut und Gewebe verwendet und sind Teil des medizinischen Erkenntnisschatzes.